Von Dauergästen, Zugvögeln, Überfliegern und Neubürgern.

 

Erst einmal gibt es einige Gefiederte, die gar nicht erst weggeflogen sind. Denn das alte deutsche Volkslied: Amsel, Drossel, Fink und Star stimmt so ganz nicht mehr.
Auch bei uns in Hülchrath fühlen sich diese Vögel aufgrund des insgesamt milden Klimas wohl und entscheiden sich teilweise, hier zu überwintern.
Der letzte Winter allerdings war eine besondere Herausforderung, denn wegen des vielen Schnees kamen die Vögel kaum an ihre Nahrungsquellen heran. So haben viele Hülchrather auch in diesem Winter mit Futterstellen für die Notleidenden nicht gespart. Jetzt ist diese Unterstützung eigentlich nicht mehr notwendig, denn die Vögel sollen jetzt wieder Jagd machen auf Schädlinge, um diese im Garten kurz zu halten.

 

Wer blieb noch? Da wären die Graureiher, die sich bei eisfreiem Gewässer gern an der Gillbach und am Schlossweiher aufhalten – und hier seit wenigen Jahren auch erfolgreich brüten. Und diese hatten für kurze Zeit sehr seltenen Besuch von ihrem Vetter aus Südeuropa, dem Silberreiher, sofort erkennbar an seinem komplett weißen Gefieder. Diese Art hat sich wegen der Klimaverschiebung mittlerweile auch in Holland angesiedelt und breitet sich vorsichtig in unsere Gewässer aus.

 

 

 

 

 

Hier, in der Nähe des Schlosses und auf den Pferdewiesen des Degenhofes hält sich gern auch ein Pärchen der Kanadagans (kommt tatsächlich ursprünglich aus Kanada) und hat sogar später ihre Kücken hier großgezogen. Nicht zu vergessen zwei Pärchen der Nilgans (kommt tatsächlich ursprünglich aus Ägypten), die sich gern lauthals um das Gebiet zwischen den oben genannten Wiesen, Langwadener Waldwiese und Kläranlage streiten.

 

 

 

 

Und über eine Art ist noch zu berichten, die hier zugeflogen ist: der Halsbandsittich, eine Papageienart aus Indien, die sich über England, Holland und schließlich über die Rheinschiene verbreitet hat. Diese knatschgrünen Vögel sind reine Überlebenskünstler, der harte Winter hat sie nicht aufhalten können - und sie machen nun in der großen Platane vorm Schloß den Dohlen die angestammten Bruthöhlen streitig.
Und es gibt noch eine Vogelart, die sich hier bei uns gut über den Winter geholfen hat und nun größtenteils wieder in Richtung Norden verschwunden ist: die Misteldrossel (ein klein wenig größer als unsere Singdrossel), die sich an der Gillbach den Magen mit den reichlich vorhandenen Mistelbeeren in den Pappeln vollgeschlagen hat.

 

 

Und haben Sie die vielen Kranichzüge (die typisch laut rufend in winkliger Formation fliegen) in Richtung Nordost über unseren Ort gesehen oder gehört? Den letzten Zug sah ich am 17. Februar mit ca.100 Exemplaren den Calvinerbusch überqueren.

 

So, alle unsere Zugvögel sind inzwischen wieder eingetroffen, den ersten Zilpzalp (lautmalerisch benannt nach der monotonen Stimme) hörte ich am 12. März an der Kläranlage, den ersten Hausrotschwanz (mit seinem Krächzen am Schluß seiner Strophe) wie immer um den ersten April auf dem Spitzdach der Broichstraße 17.
Seinen nahen Verwandten, den Gartenrotschwanz, sah ich leider zum letzten Mal vor rund 15 Jahren in den Gärten hinter der Gillbach.
Nicht umsonst ist er wegen seiner Gefährdung zum Vogel des Jahres 2011 gekürt worden.

 

 

Die Mehlschwalben sind auch wieder da und werden inzwischen wieder zunehmend von den Hülchrathern gedulded, dafür im Sinne des Ortsbildes und des Naturschutzes einen ganz herzlichen Dank!

Und als letztes kommen die Mauersegler (die mit den Schwalben überhaupt nicht verwandt sind) mit ihrem langgezogenen Gekreische, wenn sie über unseren Dächern die wilde Balzjagd vollziehen. Aber dafür sind sie auch die Allerersten, die ab Mitte August schon wieder in Richtung Süden ziehen.
Und hoffentlich dort überall von unserer kleinen schönen Schloßstadt nur Gutes zu zwitschern haben (zum Beispiel vom baldigen „Vogelschuss" zur Kirmes).

Ingo Heintzen

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